Markus Büchel ist Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Er steht damit einem kirchlichen Bewusstsein gegenüber, das schon immer eigenwillig war und – wie in der Politik – keinesfalls obrigkeitshörig. Diesen spezifisch schweizerisch geprägten Katholizismus hat er – zusammen mit seinen Bischofskollegen – auch gegenüber den Behörden des Vatikans zu vertreten.
Zwei Missverständnisse gilt es aber vorweg auszuräumen. Niemand kann im Ernst eine Verschweizerung der katholischen Kirche erwarten. Weder der Kantönli-Geist noch die Abschottung werden je das Mass der Katholizität sein. Andererseits darf die Weite der Weltkirche auch nicht mit dem uniformen Absolutismus des Vatikans verwechselt oder gar in eins gesetzt werden.
Wenn der Bischof und das Publikum sich darüber einig sind, können sie den Dialog aufnehmen: Wo ist die Schweizer Kirche in einem guten Sinn weltkirchlich gesinnt und verfasst? Worin könnte sie an Katholizität noch zulegen und von der Weltkirche lernen?
Andererseits darf die Frage auch lauten: Was hat die Kirche Schweiz der Weltkirche zu bieten? Wo hat sie Erfahrungen gemacht und Einsichten gewonnen, die es für Christen in Afrika oder Asien oder Amerika lohnend erscheinen lassen, sich damit auseinanderzusetzen oder gar eine Scheibe davon abzuschneiden?
Der Abend wird moderiert vom Theologen und Journalisten Erwin Koller, Begründer der Sternstunden des Schweizer Fernsehens. Das Publikum ist eingeladen, sich seinerseits mit Fragen an der Auseinandersetzung zu beteiligen.
Der heutige Abend beschliesst die Reihe der Katholischen Dialoge, die sich im vergangenen Halbjahr mit der Frage befasst haben: Welche Inspirationen kann die Kirche von ihren Rändern her für ihre Zukunft gewinnen?