Dialog Nr. 57: Der Musiker und Komponist Peter Roth

…im Gespräch mit der Theologin Noa Zenger

am 29. April 2019, 14-17h im Romerohaus, Luzern

«Klang macht sinnlich erfahrbar, dass wir schwingende Wesen in einem schwingenden Universum sind.» (Peter Roth)

Peter Roth *1944, St. Gallen, ist freischaffender Musiker, Komponist, Chor- und Kursleiter. Mit dem Chorprojekt St. Gallen veranstaltet er seit mehr als 25 Jahren regelmässig Konzerte, die Musik verschiedenster Zeiten und Stile kombinieren. Mit dem evang. Kirchenchor von Alt St. Johann realisierte er bis 2012 seine eigenen Kompositionen, die Stilelemente der Alpsteinmusik einbeziehen (Toggenburger Passion / St. Johanner-Messe / Juchzed und singed). Als Mitinitiant von KlangWelt Toggenburg gibt er Kurse über Obertöne und Naturjodel. Peter Roth war langjähriger künstlerischer Leiter des Festivals NaturStimmen in Alt St. Johann und engagiert sich für die Realisierung des Klanghauses am Schwendisee. Die Kompositionen von Peter Roth werden von vielen Chören aufgeführt. Im November des vergangenen Jahres wurde sein Requiem «Wisst ihr denn nicht?» uraufgeführt. Ende dieses Jahres wird sein Weihnachtsoratorium «Friede auf Erden» zu seinem 75. Geburtstag uraufgeführt. Das Schaffen des Künstlers wurde mehrfach ausgezeichnet.

Noa Zenger *1975 als Bauerntochter im Berner Oberland aufgewachsen, verheiratet mit Reto Bühler. Ökumenische Prägung durch Auszeiten in verschiedenen Klostergemeinschaften und Begegnungen mit der Orthodoxen Tradition in Osteuropa. Persönlicher Dialog mit Judentum und Islam auf Reisen in den Nahen Osten. Zu Hause im Garten und in den Bergen. Unterwegs im Sitzen und Gehen. Die ausgebildete Lehrerin und Pfarrerin ist Exerzitienmeisterin und Geistliche Begleiterin im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, u.a. mit Kontemplation, Qi Gong, Enneagramm und Fasten.

Thesen von Peter Roth

1: Materialismus und ein Leben im Haben-Modus (Erich Fromm) haben uns vergessen lassen, dass ALLES Gottes Geschenk – und damit heilig – ist.

2: Die in Reformation und Aufklärung wurzelnden Naturwissenschaften vermittelten uns über Jahrhunderte das Bild einer berechenbaren, planbaren und schliesslich machbaren Welt.

3: Quantenphysik und neue Biologie lehren uns, dass es so etwas wie Objektivität nicht gibt. Die so genannte Realität entsteht in uns – der Rest ist Schwingung.

4: Als schwingende Wesen in einem schwingenden Universum sind wir mit ALLEM verbunden und in Resonanz.

5: In allen Kulturen und Religionen sind es Klanginstrumente (Kirchenglocken, Sanctusglöcklein, Klangschalen, Gongs, Schamanentrommeln, Sennschellen), die uns die Verbindung mit dem GANZEN erfahren lässt.

6: Nur wenn wir in den 5 Dimensionen: ICH, DU, WIR ES wieder in Resonanz kommen, spüren wir auf einer tieferen, nonverbalen Ebene diese Verbundenheit und Beziehung und die damit verbundene Verantwortung.

7: Aus Angst die restlichen Mitglieder zu verlieren, drückt sich die «offizielle» Kirche um ihre drei grundlegenden Aufgaben:

  1. Bildung: Vermittlung der Tatsache, dass die Dualität Geistes- und Naturwissenschaften längstens (genau seit 110 Jahren!) überholt ist!
  2. Spiritualität: Erfahrbarkeit von Verbunden-Sein (und damit Beziehung und Verantwortung) jenseits des Wortes / der Worte!
  3. Ethik: Begründung einer ethischen, nachhaltigen und verantwortlichen ethischen Haltung, die sich den grossen Fragen dieser Zeit (z.B. Klima, Artensterben) stellt. Da war doch mal die Rede von Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung!

Pressebericht

Luzern, RomeroHaus, 29. April 2019

In der Serie 2018/2019 der Ökumenischen Dialoge werden Persönlichkeiten von Kunst und Literatur mit Theologinnen und Theologen ins Gespräch gebracht. Sie sind eingeladen zu referieren über «Was mir heilig ist…». Am vergangenen Montag stellten sich der Musiker Peter Roth und die Theologin Noa Zenger dieser Herausforderung. Sie gaben beide die gleiche Antwort: «ALLES, was ist, ist heilig».

Peter Roth ist freischaffender, mehrfach ausgezeichneter Musiker und Komponist. Sein Schaffen ist geprägt von ostschweizerischer Kultur, doch seine Werke sind weit über das Säntisgebiet hinaus bekannt und werden aufgeführt von (Kirchen-)Chören der ganzen Schweiz. Besonders bekannt sind: «Toggenburger Passion», «St.Johanner-Messe», «Juchzet und singet». Kürzlich wurde sein Requiem «Wisst ihr denn nicht?» uraufgeführt, und an der kommenden Weihnacht wird sein Oratorium «Friede auf Erden» zu seinem 75.Geburtstag erstmals gesungen.

Peter Roth nahm die Einladung, an einem Ökumenischen Dialog über das, was ihm heilig ist, zu sprechen, gerne an. Seine Antwort klang einfach und für Christen selbstverständlich: «ALLES, was ist, ist heilig», weil von Gott geschaffen und uns von ihm geschenkt. Doch Materialismus und Haben-Modus (Erich Fromm), aber auch Reformation und Aufklärung haben uns das Bild einer berechenbaren, planbaren und schliesslich machbaren Welt vermittelt und den Schöpfer-Gott vergessen lassen.

Noa Zenger ist ausgebildete Lehrerin und reformierte Pfarrerin. Zurzeit wirkt sie als Exerzitienmeisterin und Geistliche Begleiterin im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn (ZG) mit Kontemplation, Qi Gong, Enneagramm und Fasten. Während ihrer Ausbildung war sie Gast in Klostergemeinschaften der orthodoxen Tradition, suchte auf Reisen in den Nahen Osten das Gespräch mit Juden und Moslem. Ihre ökumenische Prägung liess sie als geeignete Gesprächspartnerin für Peter Roth erscheinen.

Noa Zenger bestätigte die These «ALLES ist heilig», und sie lockte immer wieder aus Peter Roth ganz persönliche Aussagen hervor, die dies erfahrbar machten. Und es geschah wie selbstverständlich, dass der Musiker seine Hörerschaft zum Singen und Jodeln einlud: Die Anwesenden sangen zwei Töne von Sopran und Alt, von Tenor und Bass, und der Tagungsraum wurde von frischem, freudigem Klang erfüllt.

Peter Roth übertrug diese Erfahrung auf alltägliche Situationen: Wenn zu Beginn einer Sitzung die Anwesenden miteinander singen und so Resonanz untereinander erfahren, gehen die anschliessenden Gespräche leichter und man hört einander besser zu. Denn der Raum ist durch die Musik geheiligt, «das Eintauchen in den Klang erzeugt Andacht». In allen Kulturen und Religionen sind es Klanginstrumente (Kirchenglocken, Sanctusglöcklein, Klangschalen, Gongs, Schamanentrommeln, Sennschellen), «die uns die Verbindung mit dem GANZEN erfahren lassen».

Eine Klangschale tönt nur, wenn sie leer ist. So können wir auch nur in der Pause, in der Stille, in der Leere das GANZE der Schöpfung erfahren. «Das HEILIGE ist das, was Platz nimmt, wenn wir leer sind.» Eindrücklich der Nachmittag, den wir mit Zora Zenger und Peter Roth erleben durften!

Paul Jeannerat, Theologe und Journalist

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